Ausgewählte Werke

MODERNE KUNST: SKULPTUR

ERNST HERMANNS, WV308, WV309

ERNST HERMANNS, WV308, 2000, Inv.-Nr. 090.061.0011
© Stiftung DKM | Photo: SDKM
ERNST HERMANNS, WV309, 2000, Inv.-Nr. 090.061.0012
© Stiftung DKM | Photo: SDKM

ERNST HERMANNS
WV 308, 2000
WV 309, 2000
Holz, Farbe, Edelstahl
je 1250 x 600 x 750cm LBH


Von dem deutschen Bildhauer Ernst Hermanns (1914 – 2000), dessen Werk nach Anfängen im Informell (Gründungsmitglied in der Gruppe Junger Westen) seit den 60er Jahren zu den wichtigen und richtunggebenden Positionen abstrakter Plastik gehört, besitzt die Stiftung DKM einen großen Werkkomplex. Seit dem Tode des Künstlers ist die Stiftung DKM auch Sitz des Ernst-Hermanns Archivs.

Seit den 60er Jahren arbeitete Hermanns mit elementaren skulpturalen Grundformen wie Kugel, Scheibe, Stab, Kreis, Dreieck, Säule usw. Das konsequent verwendete Material des gleichmäßig polierten Edelstahls mit glatter, reflektierender Oberfläche charakterisiert sein Werk. In seiner zeittypisch strukturellen Erscheinungsform spricht es zugleich sehr archaische und überzeitliche Erlebnisschichten im Betrachter an, und Rolf Wedewer charakterisierte in einem früheren Katalogessay für Ernst Hermanns[1] die „abstrakte Plastik als materiale Erscheinungsform oder Bann-Form von Kräften und Spannungen, als Vergegenwärtigung unsichtbarer, gleichwohl wirkmächtiger Energien“.

In Hermanns Werk gibt es sowohl Plastiken, bei denen die einzelnen Formen direkt auf dem Boden platziert sind. Zu diesen kann sich der Betrachter durch deren anthropomorphes Maß im Umschreiten in ein direktes leibliches Verhältnis setzen.

Es gibt aber auch die große Anzahl an Flächenplastiken, bei denen die Elemente in kleinerem Maßstab, auf einer ausgreifenden Grundfläche fixiert sind und die (ähnlich den „Plätzen“ Giacomettis) wie feldartige Situationen wirken.

Hermanns selbst sagt über seine Flächenplastiken: „Die Grundfläche und ihre einzelnen Komponenten: Stab, Scheibe, Kugel, bedeutet so etwas wie den menschlichen, wie meinen Standpunkt oder Ort. Sie ist begrenzt und also für mich überschaubar, so etwas wie ein Erfahrungs- und Erlebnisraum des Menschen, also auch zeitlich zu sehen. Andererseits wird diese überschaubare Fläche durch die definierenden Elemente, durch Stab, Kugel oder Scheibe zu einem räumlichen Kraftfeld dynamisiert; sie dehnt, so gesehen, sich ins Unendliche. Die einzelnen Elemente und ihre Zuordnungen zueinander sind offene Markierungen, die über meinen begrenzten Standort hinausweisen in einen unbegrenzten Raum.“

Ute Riese, 2008 

[1] Rolf Wedewer: Nähe und Ferne, Ernst Hermanns zum 75. Geburtstag, Museum Morsbroich, Leverkusen 1990; vgl. auch: Ernst Hermanns. Werke aus der Sammlung Morsbroich und Dauerleihgaben aus der Sammlung Maas, Leverkusen 1993, Ernst Hermanns zum 85. Geburtstag, Westfälisches Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte Münster, Wilhelm-Lehmbruck Museum Duisburg, Städtisches Museum Leverkusen Schloß Mors­broich, 1999/2000. Stiftung DKM, Linien stiller Schönheit, Duisburg 2008, 258 – 261.